Full-Frame Weitwinkel an APS-C Kamera ? (Un)sinn?
Ein 16-35mm Objektiv an einer Full-Frame Kamera ermöglicht tolle Weitwinkelaufnahmen.
Betreibt man das selbe 16-35 mm Objektiv am kleineren Sensor einer APS-C Kamera, verschenkt man wertvolle Abbildung(sleistung).
Doch es gibt eine interessante Möglichkeit auch an APS-C die Randbereiche eines Fullframe-Objektifs sinnvoll zu nutzen. Nein. Diesmal geht es nicht um den Focal Reducer.
Das Zauberwort lautet SHIFT ADAPTER.
"Fotodiox Pro" Shift Adapter - Canon EF 16-35mm f4 L IS USM
Der Shift-Adaper ermöglicht, das Objektiv parallel zur Film / Sensorebene zu verschieben, in etwa so wie man das bei grossen Systemkameras machen kann.
Damit lassen sich schon beim Photographieren stürzende Linien im Bild ausgleichen. Jeder der jetzt meint, das könne man doch sowieso auch in der Nachbearbeitung erledigen, hat natürlich nicht ganz unrecht. Hier ein paar Argumente warum es sich trotzdem lohnen könnte, schon bei der Aufnahme zu Shiften:
1. Man sieht direkt das korrigierte Bild im Kameradisplay und kann sich so voll auf die optimale Komposition konzentrieren.
2. Jeder Pixel des Sensor wird genutzt (Extrem stürzende Linien erst am Computer zu korrigieren bedeutet in der Regel auch entprechenden Beschnitt des Bildes und damit Verzicht auf Bildinformation oder Auflösung)
3. Das Argument für Puristen: Das Bild kann in der Kamera vollendet werden (Interessant auch speziell bei Fuji, wenn zusätzlich z.B. Schwarz-Weiss Filmsimulationen + Filmkorn zum Einsatz kommen)
4. Man hat mehr vom Prozess des Photographierens … und das kann auch gleichzeitig ein Nachteil sein, denn man muss etwas mehr Geduld und Zeit mitbringen, um alles so korrekt auszurichten, dass man später am Computer nicht doch noch nachkorrigieren muss ;-)
Ich finde Punkt 1 und 3 durchaus gewichtig, besonders, wenn man Architektur photographiert. Ansonsten gleichen sich Vor- und Nachteile wohl aus.
Ein Beispielbild vor der Église de la Madeleine mit
Fuji X-T30 + Fotodiox Pro Shiftadapter + Canon EF 16-35 f4 L IS USM (f8 vorjustiert)
Die Kamera ist auf einem Stativ in Augenhöhe und Waagrecht ausgerichtet. Der Adapter ist jetzt noch in neutraler Stellung. Anstatt nun die Kamera nach oben zu schwenken, wird ...
... das Objektiv über den Adapter nach oben "geshiftet" (7 oder 8mm). Voilà. Alle Säulen bleiben gerade stehen! Und wie sieht es aus mit der Schärfe? Schliesslich dürften die Figuren im Giebel schon im Randbereich vom Projektionskreis des Canon Objektivs liegen... (1:1 Crops weiter unten)
Noch ein paar Dinge zum Fotodiox Adapter. Er sitzt gut / hat kein Spiel, ist gut verarbeitet. Hält man einen Hebel auf der Seite gedrückt, lässt sich der Verschiebemechanismus entriegeln und das Objektiv ca 1 cm nach oben oder unten dezentrieren und in Milimeterschritten einrasten. Ein weiterer Mechanismus erlaubt das Drehen des gesamten Adapters um 360° - mit Möglichkeit zum Einrasten in 15° Schritten. Das Shiften ist also in jede Richtung möglich (x/y). Es ist kein kostenspieliger Adapter. Der ganze Spass lohnt sich aber nur, wenn das eingesetzte Weitwinkel einigermassen gut zum Rand hin abbildet und möglichst Linien nicht verzerrt, schliesslich geht es darum gebogene Linien schon im Ansatz zu vermeiden. Der Adapter ist rein mechanisch - also natürlich kein Autofokus oder Blendensteuerung. Für das Beispielbild war die Blende des Objekives zuvor an einer Canon Kamera auf f8 gestellt worden.
Gute Ergebnisse hab ich auch mit einem Nikon 20mm f1.8 gemacht. Eine Festbrennweite ist hier in der Regel ohnehin besser.
Für die, die regelmässig Architektur photographieren wollen, lohnt sich auch ein extra dafür konzepiertes Objektiv (bei Canon = TSE). Damit lässt sich präziser arbeiten und zusätzlich ermöglicht es "Tilt" (also nicht nur Schieben sondern auch Neigen) ...
Leider hatte ich keines zum direkten Vergleich. Hier sind 1:1 Crops vom obrigen JPG direkt aus der Fuji Kamera.